Mitglieder-Versammlung und Kessler-Dinner 2024
Auf der Suche nach interessanten Orten für unser Kessler-Dinner waren wir diesmal im Kunsthaus Dahlem, einem Ort mit zwiespältiger Geschichte. Erbaut als Atelier für Arno Breker, dessen Skulpturen emblematisch für den in brutalistische Größe gesteigerten Rudimentär-Klassizismus des Nationalsozialismus stehen, diente es nach dem Krieg erst als PX-Magazin für die amerikanischen Truppen und wurde dann wieder zum Atelier für den Bildhauer Bernhard Heiliger, der die Berliner Nachkriegsmoderne geprägt hat. Aber die riesigen Bauten wurden auch von Künstlern des Akademischen Austausch Dienstes genutzt, oder vom Fluxus-Künstler Wolf Vostell, dessen Cadillacs in Beton die Gemüter in den 80er Jahren erhitzten.
Obwohl Kessler, der 1937 auf der Flucht vor den Nazis im Exil starb und Breker, der ab ca. 1937 große Staatsaufträge erhielt, keinerlei Verbindung hatten, die sich in Kesslers Tagebuch niedergeschlagen hätte, gibt es – wie so oft – doch eine. Breker war ein Schüler von Kesslers Lieblingsbildhauer Aristide Maillol.
Die Menükarte zeigte diesmal eine historische Kaffeemaschine aus Kesslers Besitz, denn Koffein brauchte er 1924. Es war das Jahr, in dem Kessler für die DDP im Wahlkreis Recklinghausen Nord kandidierte. Prof. Horst Möller und Prof. Karl-Heinz Paqué zeichneten in einem kurzen Vortrag die politischen und historischen Linien dieser Kandidatur auf: Kessler schlug sich im Jahr nach der Hyperinflation und vor dem Hintergrund der amerikanischen Unterstützung durch den Dawes-Plan wacker in Vortragssälen und Dorfschenken – und verlor.