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Ausflug nach Jena am 28./29.Oktober

Unser Mitglied, die Kulturwissenschaftlerin Dr. Susanne Baumert organisierte eine zweitägige Erkundung Jenas auf den Spuren Kesslers. Jena gilt in den Jahren um 1800 als das fortschrittlichste intellektuelle Zentrum Deutschlands. Uns war es immerhin noch möglich im Abbé-Anbau neben Schillers Gartenhaus Kaffee zu trinken und voller Andacht den Steintisch zu besichtigen, an dem er in lauen Sommernächten  mit Goethe saß und philosophierte.

Auch wenn Jena zu Kesslers Zeit neben Weimar ein wenig an intellektueller Bedeutung verloren hatte, so gab es doch immer noch Verbindungen und ein lebhaftes kulturelles und sozial engagiertes Leben in der Saalestadt. Jena verfügt über grandiose Ecken, hat aber durch Kriegszerstörungen und neuere Stadtsanierungen sehr gelitten.

Das ehemalige Wohnhaus des Philosophen Johann Gottlieb Fichte ist heute ein Literaturmuseum. Die Ausstellung zur Jenaer Frühromantik im Romantikerhaus zeigt den kultur- und geistesgeschichtlichen Hintergrund für den Aufbruch einer jungen Generation von Dichtern, Literaturkritikern, Philosophen und Naturwissenschaftlern.Unser Führer, der Dokumentarfilmer und Ausstellungsmacher Jens-Fietje Dwars schlug einen weiten Bogen von der Frühromantik bis ins angehende 20. Jahrhundert und zu einer Ausstellung über Johannes R. Becher, den expressionistischen Dichter, dem eine Sonderausstellung gewidmet war. Kessler hatte Becher finanziell unterstützt und dem etwas haltlosen jungen Morphinisten eine Entziehungskur bezahlt – bei Prof. Binswanger, der schon Friedrich Nietzsche behandelt hatte.

Im Hauptgebäude der Universität, an dem der Architekt Bruno Taut als junger Assistenten mitgearbeitet hatte, erlebten wir dann den Kessler-Touch. Die Minerva-Büste von Rodin kam auf Kesslers Vermittlung nach Jena. Der Bildhauer bedankte sich damit für eine Ehrendoktorwürde. Im Senatssaal füllen Ludwig von Hofmanns 9 Musen eine ganze Längswand: Im Zentrum die Muse des Tanzes; und auch der Deckenstuck scheint sich tänzerisch zu bewegen.

Eindrucksvoll der Zeit enthoben wirkte auch der von Henry van de Velde gestaltete „Tempel“ für den Physiker, Sozialreformer und Mitbegründer der Firma Carl Zeiss. Auf der in der Mitte platzierten Herme von Klinger thront sein eindrucksvoller Kopf, getragen von antiken Mänaden, die mit optischen Instrumenten den Mikro- und den Makrokosmos, den Himmel und die Pflanzen erkunden.

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Denkmal für Abbe

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Rodins Minerva

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Hofmanns 9 Musen

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In Schillers Garten

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