12. März: Die Wahrheit über den Rosenkavalier
Was hat Harry Graf Kessler mit dem Rosenkavalier zu tun?
Unser geschätztes britisches Mitglied Michael Reynolds entführte uns mit seinem Vortrag in die Welt der Oper und seiner Dissertation (London 2014), die gerade auch als Buch erschienen ist.
Wir wissen, dass Kessler seinen Anteil am Rosenkavalier von Hofmannsthal als viel zu gering bewertet befand und Michael Reynolds meint dazu: Ohne Kessler kein Rosenkavalier.
1907 hatte Kessler in Paris eine Oper gesehen, die ihn später zum Rosenkavalier inspirieren sollte: „L’Ingénu libertin“ (Der Wüstling) von Louis Artus and Claude Terrasse. Als ein paar Jahre später Strauß Hofmannsthal aufforderte doch einmal etwas Leichteres zu schreiben, war dieser ratlos. Dann schlug ihm Kessler vor, etwas wie den „L’Ingénu libertin“ zu probieren und die beiden saßen in Weimar in Kesslers Haus beisammen und entwarfen das dramaturgische Gerüst. Später schrieb Hofmannsthal auf dieser Basis das Libretto und tauschte sich weiter brieflich mit Kessler darüber aus.
Michael Reynolds hat all diese Schritte minutiös, z.T. in den Archiven der Opernhäuser recherchiert und es ist ihm gelungen daraus trotzdem ein Lustspiel zu machen.
Die Erkenntnis dieses Abends war: Zum „Werk“ Kesslers muss man nun wohl auch noch eine der beliebtesten und erfolgreichsten Opern der Welt, den Rosenkavalier rechnen.
Michael Reynolds: Creating Der Rosenkavalier: From Chevalier to Cavalier (english). Gebundene Ausgabe 80,99