(Deutsch) DIE GESELLSCHAFT
DIE HARRY-GRAF-KESSLER-GESELLSCHAFT
Für wen, wenn nicht ihn, den „Gesellschaftskünstler“ muss man eine Gesellschaft gründen?
Am 20. August 2013 gründeten Dr. Ingeborg Becker, Dr. Hans von Brescius, Felix Brusberg, Petra Brusberg, Sabine Carbon, Prof. Laird M. Easton und Stefan Graf Finck von Finckenstein im schon von Kessler besuchten Restaurant Borchardt die Harry-Graf-Kessler-Gesellschaft.
DER VORSTAND
Sabine Carbon (Vorsitzende)
Felix Brusberg (stellvertr. Vorsitzender)
Hans-Joachim Schwarzer (Schatzmeister)
Prof. Dr. Karl-Heinz Paqué
Sabine Carbon, Autorin, Regisseurin (Vorsitzende des Vorstandes):
Eines Nachmittags war er einfach da, mit seltsamen Griechenlandplänen. Er wollte am Lagerfeuer sitzen und dabei Homer lesen. Mir gefiel das. Ich schrieb damals meine Magisterarbeit über Hofmannsthals Griechenlanderlebnis. Doch da der Dichter die Reise auf Einladung Kesslers unternommen hatte und enttäuscht von Land, Leuten und sich selbst schon nach 11 Tagen wieder abgereist war, wandte ich mich mehr und mehr Kessler zu. Ich fuhr nach Marbach, staunte über Kesslers Leben, legte eine Rose an seinem Grab auf dem Père Lachaise nieder. Außerdem beschloss ich einen Film über ihn zu drehen. Beim Fernsehen kannte ihn aber keiner. Also nannte ich den Film, aus Rache, vor allem aber, weil es die Wahrheit ist: „Harry Graf Kessler – der Mann, der alle kannte“.
Felix Brusberg, Kriminalbeamter und Kunsthändler (stellvertr. Vorsitzender des Vorstandes):
Vor fast 30 Jahren stieß ich beim Lesen verschiedener Biographien und Bücher über die Zwanziger Jahre in den Fußnoten immer wieder auf die als Quelle angeführten Tagebücher eines Grafen namens Kessler.
Irritiert darüber, dass eine mir unbekannte Person sich immer wieder in mein Lesevergnügen schlich und von den unterschiedlichen Autoren offensichtlich als besonders vertrauenswürdige Quelle angesehen wurde, beschloss ich meinem beruflichen Instinkt folgend der Angelegenheit nachzugehen. Eine Biographie über Kessler gab es damals noch nicht (mittlerweile sind es vier) und so erwarb ich mehr wider- als willig, die zu jener Zeit einzig zugängliche Zusammenfassung der Tagebücher Kesslers in der Ausgabe von Pfeiffer-Belli im Insel-Verlag. Das hatte Folgen: Meine Sammlung umfasst heute über 350 Bücher und Ephemera über und von Harry Graf Kessler sowie seiner Cranach-Presse.
Dr. Hans von Brescius, Fernsehredakteur, Autor (Gründungsmitglied):
Warum war ich damals nach dem Mauerbau zum Studium nach Berlin gegangen? Was hatte mich in diese Stadt gezogen? Als mir in den 60er Jahren die erste Veröffentlichung aus den Tagebüchern Harry Graf Kesslers in die Hände fiel, wußte ich: es war der Mythos der Reichshauptstadt und das Bild der 20er Jahre, das Kessler als Gesellschaftschronist so unnachahmlich mitgeprägt hat.
Prof. Laird M. Easton, Historiker, Autor (Gründungsmitglied):
Auf einem Spielplatz in San Francisco an einem sonnigen, frischen Tag im Oktober habe ich entschieden meine Stellung bei einem Verlag aufzugeben, um eine Biographie über Harry Graf Kessler zu schreiben. Jahre später, nachdem das Buch endlich erschienen war, entdeckte ich, während eines Berlinbesuchs, dass ich noch nicht „los von Kessler“ war. Und jetzt, nachdem meine Übersetzung seiner Tagebücher 1880-1918 veröffentlicht worden ist, finde ich, dass es zu spät ist, von Kessler geschieden zu werden—das Urteil ist lebenslänglich.